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Oft kommen Menschen, die einfach nur reden wollen. Brake, Ulmenstraße 1, Sprechstunde der Caritas im Kreis Wesermarsch, immer donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Lea Grotjohann sitzt dann da, bietet einen Kaffee an und hört zu. Manchmal stellt sich im Gespräch heraus, dass Gäste Hilfe brauchen.
Dann ist Lea Grotjohann in ihrem Element. Die 33-Jährige arbeitet seit zehn Jahren für die Caritas in der Wesermarsch, ist dort auch für die Gemeindecaritas zuständig. Menschen in alltäglichen Sorgen helfen ist ihr Beruf.
Jetzt auch eine offene Sprechstunde
Jetzt auch in St. Willehad Nordenham: Für die Gemeindecaritas Wesermarsch spricht Lea Grotjohann dort jetzt mit Menschen, die Hilfe brauchen - oder helfen wollen. | Foto: Jens Milde
Um näher an diese Menschen heranzukommen, hat die Caritas im Dezember diese offene Sprechstunde im Pfarrbüro St. Marien Brake eingerichtet; seit Ende Juni berät Lea Grotjohann auch in Nordenham, dienstags von 9 bis 11.30 Uhr im Pfarrheim St. Willehad. „Gemeindecaritas vor Ort“ nennt sie das. „Die Schwellenangst ist niedriger“. So beschreibt Leo Grotjohann den Grund für dieses neue Angebot. Bei manchen Problemen brauche sie nur helfen, Formulare auszufüllen. Bei anderen könne sie dann auch an Fachleute weitervermitteln: Schuldnerberatung, Familienberatung, Schwangerenberatung. Alles Stellen, die die Kirche in der Wesermarsch unterhält.
Und sie werden dort gebraucht. Es gibt weit mehr Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger als im Landesdurchschnitt, junge Menschen finden oft keine Arbeit und ziehen weg. Die Folgen bekommt Lea Grotjohann dann in ihrer Sprechstunde mit. Probleme in ihrer ganz alltäglichen Form. „Unser Landkreis ist sehr weiträumig. Da ist oft einfach die Frage: Wie komme ich von A nach B? Gerade dann, wenn man wenig Geld hat.“
Manchmal wie am Ende der Welt
60 Kilometer Küste und 50 Kilometer Weserufer, so wirbt die Kreisverwaltung. Konkret bedeute das aber auch: „Auf dem Land gibt es wenig Geschäfte, man kann sich manchmal vorkommen wie am Ende der Welt.“ Dass alte Menschen da Verkehrsprobleme haben, liegt nahe. Und alte Menschen gebe es in der Wesermarsch im Verhältnis mehr als anderswo, sagt Lea Grotjohann. „Das macht mir Sorgen.“ Nicht nur wegen der sozialen Probleme. „Es fehlen hier oft die jungen Macher, die Menschen mit Ideen, die noch etwas verändern wollen.“ Denn nur mit Beraterinnen könne die Caritas Menschen in Not nicht helfen.
Lea Grotjohann spricht deshalb auch Freiwillige an, Ehrenamtliche, die sich einsetzen wollen. In der Diaspora sei solcher Einsatz in der Kirche nicht selbstverständlich, berichtet sie. Wer Interesse zeige, den vermittle sie dann in passende Caritas-Projekte wie „Leihoma“, „Nähprojekt“ oder „Lädchen für Mutter und Kind“. Auch solche Freiwillige berät und begleitet sie, dienstags und donnerstags in Brake und Nordenham.