Umfrage unter 27 Diözesen - Köln kontrolliert gar nicht

WDR: Bistümer kontrollieren Missbrauchstäter oft unzureichend

  • Missbrauchstäter in den 27 katholischen Bistümern in Deutschland werden zum Teil nur unzureichend kontrolliert.
  • Das ergab eine WDR-Umfrage unter den Diözesen.
  • Nur in Essen, Osnabrück, München und Dresden gebe es Personen außerhalb der Kirche, die übergriffige Priester kontrollierten.

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Laut einer Umfrage des WDR in allen 27 katholischen Bistümern werden Missbrauchstäter zum Teil nur unzureichend kontrolliert. Lediglich in Essen, Osnabrück, München und Dresden gebe es Personen außerhalb der Kirche, die übergriffige Priester kontrollierten, wenn diese etwa die Auflage hätten, eine Therapie zu machen und sich Kindern nicht mehr zu nähern.

In Essen übernehme das eine Art Bewährungshelfer, der Täter mehrmals wöchentlich besuche. An anderen Orten gebe es Kommissionen, die die Kontrolle der Täter überwachten. Sie bestünden aus Experten wie Juristen oder Psychologen.

Keine Kontrollen in Köln

In einem Bistum, so der WDR, gebe es bisher keinerlei Kontrolle: in Köln. Das Erzbistum Köln hatte kürzlich erklärt, eine „Kommission zur Kontrolle beschuldigter und straffällig gewordener Kleriker“ arbeite aktuell daran, die Kontrolle zu verbessern.

24 von 27 Bistümern beantworten WDR-Fragen

In elf weiteren Bistümern, so der WDR, werde lediglich ein Vorgesetzter informiert oder es fänden Gespräche mit Bistumsmitarbeitern statt. Diese hätten in der Regel aber keine spezielle Ausbildung dafür und seien auch nicht unabhängig von Kirchenstrukturen.

Laut WDR-Recherche werden auch in den NRW-Bistümern Münster und Aachen keine externen Beauftragten eingesetzt, die Missbrauchstäter kontrollieren. Das Bistum Münster gab als einzige Diözese an, dass Tätern verboten werde, priesterliche Kleidung zu tragen. Wie diese Auflage kontrolliert werde, wurde nicht beantwortet.

Insgesamt, so der Sender, hätten 24 von 27 Bistümern die Fragen nach der Kontrolle von übergriffigen Priestern beantwortet. Das Bistum Fulda habe gar nicht reagiert, die Bistümer Passau und Paderborn hätten keine Angaben gemacht. In den Bistümern Berlin und Görlitz hätten die Pressestellen angegeben, dort würden derzeit keine Täter leben, die kontrolliert werden müssten.

Prozess in Köln gibt Aufschluss

Im kürzlich zu Ende gegangenen Prozess gegen einen Priester aus dem Erzbistum Köln war herausgekommen, dass es zu weiteren Taten gekommen war, auch nachdem die Erzdiözese schon vom Verdacht des Missbrauchs wusste.

Kirchenrechtler Bernhard Anuth sagte dem WDR, dass man hier sehen könne, dass eine bessere Kontrolle vielleicht weitere Opfer hätte verhindern können: „Viele Bischöfe sind sich noch nicht der Verantwortung bewusst, die sie in der Opferfürsorge tragen.“ Zwei Nebenklägerinnen im Prozess, die Nichten des Priesters, sprachen von „absolutem Unverständnis“. Man habe spätestens seit 2010 in der Kirche gewusst, dass es Verdachtsfälle gebe.

Verpflichtet sind die Kirchen zu einer Kontrolle als Arbeitgeber. Denn Priester bleiben auch bei einer Beurlaubung oder im Ruhestand noch Angestellte der Kirche.

Hinweis zu einer Korrektur: Ursprünglich meldete der WDR, dass es in den Bistümern Köln und Würzburg keine Kontrollen gebe. Nachdem das Bistum Würzburg seine Angaben korrigiert hat, ist Würzburg aus dieser Aufzählung beim WDR gestrichen worden.

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