Chefredakteur Markus Nolte zur Delegiertenversammlung des Reformprojekts

Wegen der Unbelehrbaren braucht es den Synodalen Weg

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Heute Abend endet die Delegiertenversammlung des Synodalen Wegs. Ein Jahr nach seinem Beginn musste sich das Reformprojekt selber daran erinnern lassen, warum es ihn gibt: wegen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Chefredakteur Markus Nolte über Blamagen, Lernprozesse und schmerzhafte Erfolge.

Begeisterung ist sicherlich nicht das treffende Wort, um das Verhältnis selbst engagierter Katholiken zum Synodalen Weg zu beschreiben. Auch wenn vielen, womöglich den meisten, dessen Themen am Herzen liegen – Umgang mit Macht, Priesterbild, Frauen und Ämter, Sexualität: echte, deutliche Reformen erwarten sie wohl kaum.

Und doch ist es gut und wichtig, dass es diesen Synodalen Weg gibt. Die heute zu Ende gehende digitale Delegiertenversammlung hat gezeigt, dass er weiterhin (bitter) nötig ist.

 

Scheinbar schwer: der Blick Jesu

 

Zur Erinnerung: Der Synodale Weg ist eine Konsequenz aus der MHG-Studie, die 2018 mit ihren Erkenntnissen über das Ausmaß von Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland ein Beben des Entsetzens ausgelöst hat. Doch erst jetzt, ein Jahr nach der ersten Delegiertenversammlung, hat es das Projekt geschafft, von Missbrauch Betroffene an seinen Beratungen zu beteiligen. 

Dass das nicht früher geschehen ist, dass es nicht von Anfang an so war, zeigt blamabel: Endlich die Perspektive der Betroffenen einzunehmen (es wäre der Blick Jesu!), ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Gut, dass sich das jetzt ändert. Gut, dass drei Betroffene den Synodalen Weg mitgehen und ihn „auf Kurs halten wollen“, wie eine von ihnen sagte. 

 

Bischof leugnet MHG-Erkenntnisse - immer noch

 

Wie nötig die Erinnerung an den Ursprung des Synodalen Wegs im Missbrauchsskandal ist, zeigte einmal mehr Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer – ebenso blamabel. Er sagte bei dem Treffen, es sei falsch, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs mit der Forderung nach Reformen wie etwa mehr demokratische Strukturen zu verbinden.

Damit leugnet Voderholzer dreist die Erkenntnisse der MHG-Studie, wonach Machtstrukturen, verquaste Sexualmoral und Männerbünde Missbrauch und seine Vertuschung massiv begünstigt haben. Gut, dass Voderholzer umgehend widersprochen wurde, übrigens von einem Priester. Gut, dass solche Ausfälle nicht mehr durchgehen. 

Der Synodale Weg beweist: Weil manche unbelehrbar bleiben und viele viel gelernt haben, braucht es dieses Projekt. Zumindest in der Hinsicht zeigt es erste Erfolge.

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