Neues Angebot im Bistum Münster für Privatleute

„Caritas4U“ bietet Hilfen für Ukraine-Flüchtlinge und ihre Gastgeber

  • Im Bistum Münster gibt es seit einigen Wochen das Projekt „Caritas4U“.
  • Im Fokus stehen vor allem privaten Gastgeber, die ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben.
  • In Münster bietet Petra Zumdick diesen Familien Unterstützung an, um den Alltag mit den Geflüchteten meistern zu können.

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Erst mit etwas Verzögerung konnte Petra Zumdick ihre neue Stelle antreten. Die Finanzierung des Projektes „Caritas4U“ durch das Bistum Münster musste zuvor durch Spenden gesichert werden. Erst danach konnten die vier Halbtagsstellen im nordrhein-westfälischen Teil der Diözese eingerichtet werden. Da war der Grund für das neue Angebot bereits ein halbes Jahr alt: der Angriffskrieg Putins. Das „U“ im Projektnamen steht für „Ukraine“.

Die Hilfe für die Flüchtlinge und vor allem die Unterstützung der Gastfamilien sind die Ziele des Angebots. „Gerade die privaten Helfer, die den Geflüchteten Wohnraum gegeben haben, mussten viele der Herausforderungen selbst meistern“, sagt die Sozialarbeiterin, die in der Stadt Münster im Einsatz ist. „Sie haben ja nicht nur Zimmer zur Verfügung gestellt, sondern sind ständige Ansprechpartner, Organisatoren und Vermittler.“ Genau dort liegt seit einigen Wochen die Aufgabe von Zumdick. „Ich will die ehrenamtlichen Helfer in den Familien entlasten.“

Viele Hilfsangebote für Gastfamilien

Eine Schwierigkeit hat sich von Beginn an aufgetan: Die Stadt Münster war verpflichtet, sämtliche Daten der Gastfamilien sechs Monate nach der Meldung zu löschen. „Als ich anfing, gab es gerade einmal noch elf Adressen.“ Die große Flüchtlingswelle im Frühjahr 2022 lag da schon mehr als ein halbes Jahr zurück. Zur Hauptaufgabe Zumdicks gehört es deshalb im Augenblick, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu schaffen. „Da läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Sie ist in Sammelunterkünften unterwegs, geht zu Veranstaltungen der ukrainischen Community in Münster oder nimmt über Behörden Kontakt zu den Geflüchteten und ihren Gastfamilien auf.

Ihr Angebot hat sie auf einen kleinen Handzettel geschrieben. Ihre Hilfen aber sind groß: Unterstützung des alltäglichen Miteinanders, Vermittlung bei Konflikten, finanzielle und aufenthaltsrechtliche Fragen steht dort. Oder: Fragen zur Arbeitsaufnahme und Vermittlung von Sprachkursen. Zumdick sieht sich als Lotsin, sagt sie. „Ich kann diese Dinge nicht allein anbieten und lösen – ich bin vor allem Vermittler zu Ansprechpartnern und Beratungsangeboten.“

Probleme greifen auch auf Gastfamilien über

Sie macht eben das, was sonst oft an den Gastfamilien hängenblieb. „Die haben ganz schön was auf sich genommen“, weiß Zumdick. „Sie haben nicht nur ein Zimmer zur Verfügung gestellt, sondern auch Küche, Bad und Wohnzimmer geteilt.“ Sie macht die Zusatzbelastung an einem Beispiel fest. „Da gibt es auch die Familie mit kleinen Kindern, beide Eltern sind berufstätig – und trotzdem haben sie eine ukrainische Familie bei sich aufgenommen.“

Und mit ihnen all die Fragen, Überraschungen und Sorgen einer zweiten Familie im Haus. Die bei Menschen auf einer Flucht besonders belastend sein können. „Wenn etwa der Vater zurückgelassen werden musste und an der Front kämpft, ist das eine bedrückende Situation.“ Gesundheitliche Probleme sind keine Seltenheit, sagt Zumdick. „Psychische Erkrankungen, Einsamkeit und große Ängste belasten dann auch die Gastfamilie.“

Gastgeber sind mittlerweile erschöpft

Sie hat bei ihren ersten Kontakten zu den Gastgebern eine „gewisse Erschöpfung“ festgestellt. „Nach einem halben Jahr brauchen viele wieder etwas Normalität.“ Doch keiner möchte die Geflüchteten einfach vor die Tür setzen oder in eine Sammelunterkunft bringen. „Dazu sind die Bindungen häufig zu eng geworden.“ Neuer Wohnraum aber steht in Münster kaum zur Verfügung. „Das ist oft deprimierend.“ Zumdick kann dann nur versuchen, die Situation mit ihrem Netzwerk an Helfern so zu gestalten, dass die Gastgeber möglichst stark entlastet werden.

Wenn bei ihr das Telefon klingelt – über welche Nachrichten freut sie sich dann besonders? Zumdick muss nicht lange überlegen: „Eine Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie ist frei geworden.“ Aber auch über die selbstständige Kontaktaufnahme von Gastgebern freut sie sich. Die schönste Nachricht aber wäre eine andere, sagt sie: „Wenn ich meinen Job verlieren würde, weil die Geflüchteten wieder zurück in die Ukraine gehen, da der Krieg zu Ende ist.“

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