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Unüberhörbar sind die Rufe, das kirchliche Amt auch für Frauen zu öffnen und das Männerbündische zurückzudrängen. Dem stehen aber eine jahrhundertealte Tradition und das päpstliche Nein zur Diakonen-, Priester- oder gar Bischofsweihe für Frauen entgegen. Jenseits dieser Debatte versuchen die deutschen Bischöfe, Frauen verstärkt in kirchliche Führungspositionen zu bringen. Das Thema ist auch bei ihrem Frühjahrstreffen kommende Woche in Lingen präsent.
Ob bischöfliche Verwaltungen, Caritasverbände oder theologische Hochschulen - teils schon länger und in den vergangenen Jahren zunehmend besetzen Frauen Schaltstellen der Bistümer. Erstmals berief 1992 Walter Kasper als damaliger Bischof von Rottenburg-Stuttgart mit Therese Wieland eine Hauptabteilungsleiterin - und damit die erste Frau in der Leitung eines Bistums in Deutschland. Die Ordinariatsrätin war unter anderem für Alten-, Familienarbeit und Erwachsenenbildung zuständig. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode vertraute 2002 das wichtige Seelsorgeamt seines Bistums der Theologin Daniela Engelhard an. Bode leitet die Frauen-Kommission der Bischofskonferenz.
Ordinariat im Erzbistum München und Freising bald in Frauenhand?
Auch in anderen Bistümern wirken Frauen inzwischen im bischöflichen Kabinett mit: Im von Kardinal Reinhard Marx geführten Erzbistum München und Freising ist die Hälfte der acht Ressorts in der Diözesanverwaltung mit Frauen im Rang einer Ordinariatsdirektorin besetzt. Bis Jahresende soll zudem ein Laie als Amtschef das gesamte Ordinariat leiten, und das kann auch eine Frau sein.
Der Großen Leitungskonferenz im Bistum Trier gehören fünf Direktorinnen an - darunter bereits seit zehn Jahren die für Finanzen zuständige Ex-Bankerin Kirsten Straus. Im Generalvikariat der Erzdiözese Köln stehen die beiden Hauptabteilungen für Seelsorge sowie für Schule und Hochschule unter weiblicher Führung. Kardinal Rainer Maria Woelki hat eine persönliche Referentin eingestellt - wie Marx, Passaus Bischof Stefan Oster und der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer.
Frauenanteil in oberen Leitungsebenen deutlich gestiegen
Ähnliche Bewegungen gibt es in den anderen Diözesen. So hat vor wenigen Wochen im Bistum Aachen eine Personalchefin ihre Arbeit aufgenommen. Im Erzbistum Berlin und im Bistum Essen führen Frauen die Caritasverbände. Wie am Freiburger Münster soll demnächst auch in Speyer die Dombauhütte in Expertinnenhand liegen. In Passau, Paderborn, Magdeburg und Trier leiten Frauen die bischöflichen Pressestellen.
Bei ihrem Frühjahrstreffen 2013 in Trier hatten die Bischöfe beschlossen, mehr Frauen für kirchliche Leitungspositionen zu gewinnen. Eine Statistik der Bischofskonferenz belegt: Zwischen 2005 und 2012 stieg der Frauenanteil in oberen Leitungsebenen von 5 auf 12,7 Prozent und in der mittleren Ebene von 13 auf 19,2 Prozent. Aktuelle Zahlen sollen nun in Lingen vorgelegt werden. Man darf davon ausgehen, dass der Frauenanteil in den kirchlichen Chefetagen weiter gestiegen ist.
Frauen-Förderprogramm der Bischofskonferenz
Dazu beigetragen haben mag auch ein Förderprogramm, das die Bischofskonferenz mit dem Hildegardis-Verein in Bonn aufgelegt hat. Das Projekt „Kirche im Mentoring: Frauen steigen auf“ richtet sich an führungsinteressierte Frauen, die in Begleitung einer Mentorin oder eines Mentors sowie bei zentralen Veranstaltungen Leitungskompetenzen erwerben. An der Pilotphase 2016/2017 nahmen 40 Frauen teil. Für den zweiten Durchgang haben 14 Bistümer und das katholische Hilfswerk Misereor rund 60 Teilnehmerinnen entsandt.
„Die enorme Nachfrage in den Bistümern hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, bilanziert die Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Gisela Muschiol. Die individuelle Karriereförderung ist nach den Worten der Bonner Kirchengeschichtsprofessorin sehr effektiv - „nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für ihren Arbeitgeber, die katholische Kirche“.
Marx: Hier brauchen wir einen neuen Aufbruch
Ähnlich sieht es Kardinal Marx. „Als Kirche und Gesellschaft haben wir nicht immer so gehandelt, wie es die Bibel sagt und Gott will: dass Frauen und Männer einander auf Augenhöhe begegnen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor zwei Jahren zum Abschluss des ersten Mentoring-Programms. „Hier brauchen wir einen neuen Aufbruch, auch in unserer Kirche.“