Propsteigemeinde Recklinghausen lud zur Diskussion ein

Was OutInChurch bislang bewirkt hat - und was noch nicht

  • Drei Mitwirkende der Initiative „OutInChurch“ haben in Recklinghausen über den Erfolg der Aktion diskutiert.
  • Manuela Sabozim-Oberem, Markus Gutfleisch und Reiner Teuber stellten fest, dass sich noch viel ändern muss.
  • In Recklinghausen hat sich die Propsteigemeinde hinter die Mitarbeitenden gestellt.

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Viele Reaktionen hat es Ende Januar gegeben, als die ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ ausgestrahlt wurde. 125 Menschen, die im Dienst der katholischen Kirche sind, outeten sich in dem Beitrag als queere Menschen. Drei der Mitwirkenden folgten jetzt der Einladung zu einer Podiumsveranstaltung des Forums Geistreich in die Propsteikirche St. Peter nach Recklinghausen, berichtet die Bischöfliche Pressestelle.

„Ist Ihr Mut belohnt worden?“, fragte Moderator Joachim van Eickels zu Beginn in die Runde. Manuela Sabozim-Oberem, Markus Gutfleisch und Reiner Teuber berichteten von vielen positiven Reaktionen, aber auch von der ernüchternden Erkenntnis, dass sich bis jetzt in der Kirche strukturell nichts verändert habe.

Reiner Teuber fehlt Empathie der Bischöfe

„Auf der einen Seite bin ich sehr euphorisch, dass etwas in Bewegung gekommen ist, aber auf der anderen Seite auch traurig. Denn viele Menschen trauen sich nach wie vor nicht, sich zu outen. Sie haben Angst“, sagte Manuela Sabozim-Oberem, die die Frauenberatungsstelle in Recklinghausen leitet. Und Reiner Teuber, Leiter Museumspädagogik und Besucherservice des Essener Domschatzes und von Anfang an in der Initiative „OutInChurch“ engagiert, fügte hinzu: „Wir haben viele wohlmeinende Worte gehört. Aber es sind eben nur Worte. Ihnen müssen konkrete Schritte folgen, und das kirchliche Arbeitsrecht muss geändert werden.“

Viel Kraft gebe ihm, dass die Initiative „OutInChurch“, die nicht mit der Dokumentation gleichzusetzen sei, wirke und sich auf unterschiedlichen Wegen forttrage. Allerdings, so merkte er an, habe er bei einem Treffen mit Bischöfen erlebt, dass „über uns gesprochen wurde, als wären wir ein Thema. Wir sind kein Thema: Wir sind Menschen.“ Ihm fehle die Empathie. „Man zieht sich zurück auf das große Ganze. Doch das System muss sich ändern“, sagte Teuber.

Argumentation völlig unhaltbar

Markus Gutfleisch, Pressesprecher der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche und ebenfalls bei „OutInChurch“ aktiv, ist froh, dass die Initiative viele Menschen bestärkt habe, weiter in der Kirche aktiv zu sein. „Die Versuchung, aus der Kirche auszutreten, war sicherlich da. Aber mein Glaube trägt mich. #OutInChurch ist ein wichtiger Beitrag, dass Menschen mit ihrer eigenen Erfahrung und Biografie in dieser Kirche einen Platz finden. Alle Menschen, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen, brauchen unsere Solidarität“, forderte er.

„Wir reden heute Abend über queere Menschen und Homosexualität. Es gibt für eine Ablehnung keine Schriftstellen im Alten oder im Neuen Testament. Deshalb kann sich auch niemand auf die Bibel berufen“, ordnete Detlef Ziegler, Priester und Akademieseelsorger der Stadt Recklinghausen, das Thema theologisch ein. Er sehe die theologischen Prämissen, mit denen die katholische Kirche argumentiere, als völlig unhaltbar an. Es gebe in der katholischen Kirche kein unverkrampftes, theologisch aufgeschlossenes Verhältnis zur Sexualität.

Recklinghausen stellt sich hinter Mitarbeitende

In Recklinghausen haben sich die Pfarrer, die Kirchenvorstände der drei Kirchengemeinden sowie das Bildungsforum in einem Brief an ihre Mitarbeitenden gewandt. Darin sichern sie zu, dass sie von sich aus keine Maßnahmen ergreifen würden, wenn sie auf sexuelle Orientierungen und Lebensformen ihrer Mitarbeitenden hingewiesen würden.

„Wir wollen einen angstfreien Raum schaffen. In vielen Gesprächen mit Seelsorgenden und Gemeindemitgliedern erkenne ich, wie stark die Bewegung und die Anliegen von „OutInChurch“ unterstützt werden und dass sie sich klar positionieren. Doch das kann nur ein Anfang sein“, betonte Propst Karl-Hermann Kemper.

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