Zweijähriger Prozess auch in den Bistümern – Start in Münster am 17. Oktober

Welt-Synode eröffnet – Papst: „Viel mehr als eine Meinungsumfrage“

  • Im Vatikan ist die Weltsynode der katholischen Kirche eröffnet worden.
  • Papst Franziskus rief die Kirche zu Beteiligung, Einheit, Mut und Engagement auf.
  • Am kommenden Wochenende startet die Weltsynode in den Bistümern, auch in Münster.

Anzeige

Im Vatikan ist die Weltsynode der katholischen Kirche eröffnet worden. Vor einer Besinnung und ersten Gruppengesprächen rief Papst Franziskus die Kirche zu Einheit, Mut und Engagement auf.

Wenn nicht wirklich alle teilnähmen, drohe "die Rede von Gemeinschaft nur fromme Absicht" zu bleiben, sagte er in der Synodenaula. "Wir können nicht umhin, das Unbehagen und Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, der partizipativen Organe in den Bistümern und Pfarreien und der Frauen" zu registrieren, so Franziskus.

 

"Akteur ist der Heilige Geist"

 

Die Versammlung eröffnete einen zunächst auf zwei Jahre angelegten, mehrstufigen Prozess mit dem Titel: "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Die Kirche will einen stärker dialogischen Umgang lernen; konkrete Themen sollen sich erst später ergeben. Erneut betonte Franziskus: "Eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage." Wichtigster Akteur sei der Heilige Geist.

Es gehe darum, sich dorthin führen zu lassen, "wohin Gott will und nicht wohin uns unsere Ideen und unsere persönlichen Vorlieben bringen würden", warnte Franziskus. Der Prozess solle "nicht eine andere Kirche" ergeben, sondern eine Kirche, die sich unterscheidet.

 

Katholizität und kein Sonderweg von Gleichgesinnten

 

Mit einem Puzzle verglich der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich das Unternehmen. Der Weg werde sich erst zeigen, wenn auch bisher vernachlässigte Teile hinzugefügt werden - also die Erfahrungen jener Menschen, die bisher nicht gehört wurden oder sie nicht äußern wollten.

Wie Kardinal Mario Grech vom Synodensekretariat betonte Hollerich, noch gebe es keine thematische Agenda. Auch gehe es nicht darum, "Veränderungen zu schlucken, die bereits entschieden sind". Gleichzeitig verwies Hollerich auf die hierarchische Struktur der Kirche. Die Gemeinschaft von Bischöfen und Papst garantiere Katholizität und damit Universalität der Synode, damit diese nicht bloß zu einem Weg von Gleichgesinnten werde.

 

Start im Bistum Münster

 

Grech stellte in Aussicht, das Abschlussdokument der Synodenvollversammlung im Herbst 2023 werde nicht nur dem Papst, sondern allen Bischöfen und Ordensoberen zur Verfügung gestellt. Da der gemeinsame Weg bei ihnen beginne, sollten auch sie dieses Ergebnis erhalten, um damit weiterzuarbeiten.

Der vom Vatikan vorgegebene Fahrplan sieht vor, dass am kommenden Sonntag, 17. Oktober, die Weltsynode in den Bistümern und Ordensgemeinschaft gestartet wird. Im Dom in Münster feiert deshalb Bischof Felix Genn um 10 Uhr ein Pontifikalamt. "Kirche-und-Leben.de" überträgt es live im Internet.

 

Aussagen aus mehreren Kontinenten

 

Im Vatikan berichteten Katholiken aus mehreren Kontinenten von Erfahrungen und Erwartungen. Laut Aussage eines australischen Bischofs stehen Kirche und Gesellschaft vor unsicheren Zeiten. Ohne wirklich synodalen Umgangsstil drohe die Kirche noch bedeutungsloser zu werden. Eine junge Mutter wünschte sich, dass die Kirche die Fähigkeiten ihrer beiden Töchter anerkennen und wirklich nutzen möge.

Als ein Vertreter Europas schlug der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, vor, die Weltsynode durch eine "große ökumenische Versammlung" quasi zu unterbrechen. Trotz theologischer Differenzen könne ein ökumenisches Voneinander-Lernen helfen, Gottes Geist noch besser zu vernehmen.

Am Sonntag feiert der Papst im Petersdom einen Gottesdienst zum Start des weltweiten synodalen Prozesses.

Anzeige