Sternberg: Alternativen zum Suizidwunsch aufzeigen

ZdK und katholische Träger lehnen Suizidbeihilfe-Vorschlag ab

  • Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisiert Aussagen evangelischer Theologen zum assistierten Suizid in kirchlichen Einrichtungen.
  • Christliche Seelsorge habe die Aufgabe, Alternativen zum Suizidwunsch aufzuzeigen.
  • Auch ein Bündnis katholischer Träger lehnt die Beihilfe zum Suizid in seinen Krankenhäusern und Altenheimen ab.

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisiert Aussagen evangelischer Theologen zur Sterbehilfe. „Diese Position deckt sich nicht mit dem Ziel, dem menschlichen Leben in allen Phasen seines Daseins uneingeschränkt zu dienen“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Der assistierte Suizid werde zum Normalfall, wenn sogar kirchliche Einrichtungen ihn anböten.

Sternberg bezog sich auf einen unter anderem von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie verfassten Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen“. Darin plädieren die Autoren dafür, einen assistierten professionellen Suizid auch in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen.

 

Hintergrund der Debatte

 

Christliche Seelsorge habe die Aufgabe, „Alternativen zur scheinbaren Ausweglosigkeit eines Suizidwunsches aufzuzeigen, so dass – neben medizinisch-pflegerischen Angeboten – auch eine psychosoziale wie geistig-spirituelle Zuwendung zum Einzelnen erfolgen soll“, betonte Sternberg. Zu begrüßen sei daher die Forderung, das Palliativangebot kirchlicher Einrichtungen auszubauen und sich kritisch mit dem Umgang kirchlicher Einrichtungen mit Suizidanten zu beschäftigen.

Zuvor hatten sich die Evangelische Kirche in Deutschland, die Deutsche Bischofskonferenz und die Caritas ablehnend zu Aussagen des Zeitungsbeitrags geäußert. Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Es hatte 2020 geurteilt, es gebe ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Es schließe die Freiheit ein, die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen.

 

Katholische Träger: Bei uns gibt es keine Suizidbeihilfe

 

Bereits vor einigen Wochen hatte ein Bündnis katholischer Träger Beihilfe zum Suizid in seinen Krankenhäusern und Altenheimen abgelehnt. In einem Positionspapier erklärten die Träger, ihre Mitarbeiter, Ärzte und Pfleger leisteten „keine Unterstützung bei der Vorbereitung oder Durchführung eines Suizids“. Organisationen oder Personen, die Suizidbeihilfe anbieten, sollen das in den Einrichtungen der Träger ebenfalls nicht dürfen.

Die Erklärung ist von 13 katholischen Trägern unterzeichnet, die nach eigenen Angaben 634 Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen in Deutschland vertreten. Unterzeichnet haben unter anderem die Alexianer als Krankenhausträger, die Malteser und die BBT-Gruppe.

 

„Unvereinbar mit unserem Auftrag“

 

Die katholischen Träger kritisieren, Suizidbeihilfe setze den Schutz des Lebens von besonders verletzlichen Menschen aufs Spiel. Die Möglichkeit einer assistierten Selbsttötung könne Druck auf alte und kranke Menschen ausüben, „ihrem Leben unter für sie und ihre Angehörigen schwierigen und belastenden Lebensumständen ein Ende zu setzen“.

Aus christlicher Sicht sei menschliches Leben in jeder Phase von Gott gewollt und müsse unbedingt geschützt werden. „Geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung halten wir für unvereinbar mit unserem Auftrag, kranken, schwachen und alten Menschen und Menschen mit Behinderungen beizustehen.“

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe
Menschen mit Suizidgedanken können sich an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist unter den Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 täglich rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und anonym. Der Anruf findet sich weder auf der Telefonrechnung noch in der Übersicht der Telefonverbindungen wieder. Es gibt auch eine E-Mail-Beratung. Der Mailverkehr läuft über die Internetseite der Telefonseelsorge und ist daher nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden. Hier geht es zur Telefonseelsorge.

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