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Nach kritischen Rückmeldungen zu den zehn Fragen, die Papst Franziskus im Hinblick auf die Weltsynode gestellt hat, steht nun eine sprachlich einfachere Version zur Verfügung. Viele Gläubige hatten sich zunächst durch den Fragenkatalog angesprochen gefühlt, aber die komplizierte Sprache kritisiert. Thomas Söding, Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum, hat federführend mit einer diözesanen Arbeitsgruppe in Münster die Fragen aus dem Vatikan in ein einfacheres Deutsch „übersetzt“.
Auf die Fragen aus dem Vatikan im Hinblick auf die Weltsynode hat es bisher 71 Rückmeldungen gegeben. Das gab Kerstin Stegemann, Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, bei der Sitzung des Diözesanrats im Franz-Hitze-Haus Münster bekannt. Nach einer sprachlichen Vereinfachung durch Theologie-Professor Thomas Söding hoffen Stegemann und die Mitglieder der entsprechenden Arbeitsgruppe nun auf weitere Meinungsäußerungen. Der Einsendeschluss dafür wurde auf den 15. Januar 2022 verlängert.
Kein einheitliches Bild
Bei einer ersten Auswertung der bisher vorliegenden Stellungnahmen habe sich gezeigt, „dass sich alle bei der Beantwortung viel Mühe gegeben haben“, stellte Stegemann fest. Einige Einsender hätten bestimmte Fragen zur Beantwortung ausgewählt, andere hätten sich den gesamten Fragenkatalog vorgenommen. Kritikpunkte seien beispielsweise Unzufriedenheit im Hinblick auf Entscheidungsprozesse, der Eindruck, dass Menschen sich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlten oder der Wunsch nach mehr Ökumene. Demgegenüber habe es auch positive Resonanz gegeben; so seien etwa das Miteinander in den Gemeinden und motivierende Begegnungen genannt worden.
Bischof Genn lud auch unter den neuen Voraussetzungen der sprachlichen Vereinfachung alle zur Mitwirkung ein, die einen Beitrag zur Zukunft der Weltkirche leisten möchten, und verwies auf die „einmalige Situation der Vorbereitung auf die Weltsynode“. Dafür ist die Internetseite www.bistum-muenster.de/weltsynode weiterhin freigeschaltet. Zu jeder der zehn Fragen gibt es eine direkte Möglichkeit zur Rückmeldung.
Die zehn neu formulierten Fragen
Papst Franziskus hat zehn Fragen für die Kirche auf dem Weg in die Zukunft gestellt. Er bittet die Gläubigen auf der ganzen Welt, sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Sie werden gesammelt und gesichtet – als Basis für weitreichende Entscheidungen.
Es geht um eine realistische Bestandsaufnahme, wo die Kirche heute steht, und um eine gemeinsame Überlegung, wie sie sich in Zukunft entwickeln soll. Die 10 Fragen aus Rom sind sprachlich schwierig formuliert. Damit möglichst Viele antworten können, stellen wir sie hier in einer verständlicheren Sprache.
1. Neu aufbrechen: Wer geht voran auf dem Weg der Kirche, der in die Zukunft führt? Wer bremst? Wer wird vermisst, wer ausgegrenzt?
2. Aufmerksam zuhören: Auf wessen Wort hören wir, wenn wir uns in der Kirche auf den Weg machen? Wen überhören wir? Auf wen sollten wir besonders achten?
3. Offen reden: Wer redet eher zu viel, wer eher zu wenig in unserer Kirche? Wer redet so, dass unser Glaube zur Sprache kommt? Wer wird zum Schweigen gebracht? Was sind Tabu-Themen?
4. Gemeinsam feiern: Welchen Stellenwert hat die Feier der Eucharistie für unseren Glauben? Welche anderen Gottesdienstformen begeistern uns? Wie verbinden wir Gebet und Leben?
5. Mutig Zeugnis geben: Wer sind für uns Menschen, deren Glaube überzeugt? An welchen Stellen bringen wir uns persönlich ein? Spüren wir, dass wir eine Aufgabe in der Kirche haben, die uns persönlich anvertraut ist? Wo werden wir behindert, wo gefördert? Wo spricht der Glaube in den Taten?
6. Fair streiten - Dialog führen: Mit wem suchen wir den Dialog? Wen sollten wir näher kennenlernen und in unsere Gespräche einbeziehen? Lernen wir von Menschen und Gruppen, die „anders“ und „fremd“ sind? Wie gehen wir in der Kirche mit Konflikten um? Wie nehmen wir Entwicklungen in der Gesellschaft wahr? Wie weit öffnen wir uns für Neuerungen?
7. Ökumenisch wachsen: Was können wir von unseren Glaubensgeschwistern für den Weg der Kirche lernen? Wie sind wir miteinander verbunden? Wie können wir die Gemeinschaft vertiefen?
8. Intensiv teilhaben: Welche Formen einer breiten Beteiligung engagierter Gläubiger gibt es in unserer Kirche? Welche sollte es geben? Welche Erfahrungen haben wir? Wie und von wem sollte Leitung wahrgenommen und beauftragt werden?
9. Richtig entscheiden: Wie werden die Gläubigen an Beratungen beteiligt, die für die Zukunft der Kirche wichtig sind? Und wie an Entscheidungen?
10. Weiter lernen: Wie können wir gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft entdecken, was uns am Glauben wichtig ist? Was kann uns helfen, um uns weiter zu befähigen und einzubringen?
Alle Antworten sind vertraulich. Alle sind wichtig. Wir im Bistum Münster wollen die Chance nutzen, unsere Stimme zu erheben.