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Mit dem Nein der Bischöfe von Köln, Regensburg, Eichstätt und Passau zur Finanzierung ist der beschlossene Synodale Ausschuss in weite Ferne gerückt. Eine massive Zäsur in der künftigen Zusammenarbeit der Bischöfe, sagt der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller im Interview. Er ist selber gewähltes Mitglied des Synodalen Ausschusses.
Herr Professor Schüller, war’s das mit dem Synodalen Rat?
Das scheint noch offen zu sein. 23 Diözesanbischöfe, die weitergehen wollen, scheinen ja zumindest den Synodalen Ausschuss fortführen zu wollen. Allerdings stellt sich natürlich die Frage der Legitimation eines solchen Gremiums, wenn eine signifikante Gruppe nicht mehr dabei ist.
Wäre denkbar, dass die 23 anderen Bistümer die Finanzierung übernähmen?
Das schon, aber das wäre natürlich eine große Gefahr für das Gesamtsystem des Verbands der Diözesen Deutschlands, das ja darauf beruht, dass man sich auch in kritischen Situationen dennoch immer auf eine einstimmige, gemeinsame Position verständigt hat. Das ist eine offene Kriegserklärung der vier Bischöfe. Denn es bedeutet, dass man sich auch bei künftigen überdiözesanen Projekten rächen wird, indem dann womöglich andere Bischöfe von der Möglichkeit Gebrauch machen, Nein zu sagen. Es wird jetzt offenkundig, was immer klar war - dass es Verwerfungen in der Bischofskonferenz gibt. Letztlich überrascht es nicht, dass diese Verwerfungen auf dem Markt des Geldes stattfinden, weil Geld immer mit Macht zu tun hat.
Sie sind selber gewähltes Mitglied des Synodalen Ausschusses. Was überwiegt bei Ihnen: Wut, Enttäuschung oder Ernüchterung?
Keines von den dreien. Mir war klar, dass die vier Bischöfe den Synodalen Ausschuss nicht mittragen werden. Ich warte jetzt gelassen ab, was die anderen 23 Bischöfe sagen. Wenn sie dabei bleiben, dass im November die erste Sitzung des Synodalen Ausschusses stattfindet, werde ich teilnehmen und meine Expertise einbringen.
Über 90 Prozent der Synodalversammlung wollten den Synodalen Rat – auch bei den Bischöfen. Wollte man da nicht sehen, dass das Projekt am Geld scheitern könnte?
Man hat am Ende wohl darauf gehofft, dass sich die Bischöfe doch noch einigen würden. Man muss aber politisch nüchtern feststellen, dass es den vier Bischöfen zwar nicht gelungen ist, den Synodalen Ausschuss theologisch zu verhindern – wohl aber über das Geld. Als Kirchenrechtler empfehle ich den Kirchensteuerräten in den vier Bistümern, zu ihren Bischöfen zu sagen: "Ihr seid nicht Besitzer dieses Geldes, das ihr jetzt nicht geben wollt. Das sind wir, es ist das Geld der Kirchensteuerzahlenden." Wenn diese Bischöfe mit diesem Geld Kirchenpolitik machen, ist das kirchenrechtlich verwerflich, widerrechtlich und der eigentliche Skandal - dass sie ihre Organe missachten, die über die Verwendung der Gelder zu entscheiden haben.