Spiegel: Virus muss überall und nicht nur bei uns bekämpft werden

Misereor fordert gleichen Zugang zu Corona-Impfstoff für alle Menschen

  • Flächendeckenden Zugang zur Impfung gegen das Coronavirus auch in armen Ländern fordert das Entwicklungshilfswerk Misereor.
  • Die Welt werde diese Krise nur bewältigen können, „wenn wir sie überall und nicht nur bei uns bekämpfen“, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.
  • Patente auf die verschiedenen Impfstoffe müssten daher befristet ausgesetzt und die internationale Impfstoff-Initiative Covax mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

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Flächendeckenden Zugang zur Impfung gegen das Coronavirus auch in armen Ländern fordert das Entwicklungshilfswerk Misereor. Die Welt werde diese Krise nur bewältigen können, „wenn wir sie überall und nicht nur bei uns bekämpfen“, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Mittwoch in Aachen. Er verwies auf Äußerungen von Experten, die befürchten, dass eine weltweite Impfkampagne noch Jahre dauern könnte, wenn die wohlhabenden Nationen nicht bereit seien, mehr zu investieren.

Zuvor hatte etwa der Referent des Missionsärztlichen Instituts (MI) in Würzburg, Tilman Rüppel, dazu aufgerufen, weltweit vorrangig Risikogruppen zu impfen. Rüppel warnte vor einem „Impfnationalismus“, der nur die Pandemie im eigenen Land im Blick habe. Es gehe jetzt darum, das Virus in allen Ländern so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen.

 

Corona-Situation im Süden „verheerend“ und „dramatisch“

 

Patente auf die verschiedenen Impfstoffe müssten daher befristet ausgesetzt werden, forderte Spiegel. „Einige wohlhabende Länder haben sich bereits mehr Impfstoffe gesichert, als sie zur Versorgung ihrer eigenen Bevölkerung benötigen“, kritisierte er. In vielen Staaten des globalen Südens müsse die Bevölkerung dagegen lange warten, bis ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen werde. Daher müsse die internationale Impfstoff-Initiative Covax mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden.

In vielen Ländern sei die Corona-Lage nach wie vor sehr angespannt. Partnerorganisationen aus Brasilien berichteten „von zum Teil verheerenden Zuständen“, sagte der Misereor-Chef. Bislang ist in dem lateinamerikanischen Land kein Impfstoff zugelassen; in manchen Regionen seien Krankenhäuser überfüllt und Schutzausrüstung nicht ausreichend vorhanden. Auch in Mexiko sei die Situation dramatisch. Zudem verschärfe die Pandemie soziale Probleme, warnte Spiegel.

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