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Bischof Felix Genn hat sich für eine Förderung der Hospizarbeit und eine stärkere finanzielle Unterstützung der Palliativmedizin ausgesprochen. „Wir sind für das Leben“, sagte er in einer Messe im Paulusdom aus Anlass der traditionellen Großen Prozession in Münster. Dabei waren die Gläubigen vor dem Gottesdienst von der Marktkirche St. Lamberti durch die Innenstadt über den Prinzipalmarkt zum Dom gezogen. Die Prozession stand unter dem Leitwort „…und euer Friede soll bei ihnen einkehren“ aus dem Matthäus-Evangelium.
Vor dem Hintergrund, dass noch vor der parlamentarischen Sommerpause im Deutschen Bundestag über ein neues Gesetz zur Regulierung der Suizidassistenz abgestimmt werden soll, griff der Bischof dieses Thema in seiner Predigt auf. Es gehe dabei um die Frage, wie menschenwürdiges Sterben gestaltet werden kann, sagte der Bischof.
„Es lohnt sich Suizid-Prävention zu verstärken“
Die Stimme der Kirche, bedauerte Genn, werde in dieser Diskussion oft nicht mehr gehört, weil gesellschaftliche Kräfte glauben, die Kirche sei immer gegen alles. „Wir sind für das Leben, wir sind nicht gegen alles, weil wir für das Leben sind, deshalb aber sind wir gegen den Tod“, sagte der Bischof. „Weil wir für das Leben sind, deshalb glauben wir, dass es sich lohnt, Suizid-Prävention zu verstärken, die Hospiz-Bewegung zu unterstützen, alles, was an Palliativem in den Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen geleistet wird, mit mehr Geld zu unterstützen und zu fördern.“
Christen seien für das Leben, weil sie Menschen davor bewahren wollten, unter den Druck zu geraten, um den Angehörigen nicht zur Last zu fallen, so der Bischof. „Wir sind für das Leben, weil wir Menschen helfen wollen, nicht die Freiheit zu verlieren, sich dem Zwang ausgesetzt zu wissen, den Suizid als den leichteren Weg zu sehen, weil ihn andere in ihrer freiheitlichen Selbstbestimmung wählen.“ Dafür gelte es, die Spannung auszuhalten, diejenigen, die sich anders entscheiden zu respektieren und ihr Sterben in diesem Sinne als autonom anzusehen, und zugleich mit Stärke dafür einzutreten, andere Wege als lebensfördernder anzusehen.
„Krieg darf kein Alltag werden“
Genn ging auch auf weitere aktuelle gesellschaftliche und politische Herausforderungen ein. Zum Krieg in der Ukraine mahnte er an, dieser dürfe nicht zum Alltag werden. Es sei weiter notwendig, für den Frieden zu kämpfen. Hinsichtlich der ökologischen Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft nahm der Bischof die Notwendigkeit in den Blick, kürzer zu treten, was nach vielen Jahren des Wohlstands sicher schmerzhaft sei.
Auch das „Elend im Mittelmeer und in den Ländern des Südens“ höre nicht auf. In diesem Zusammenhang warnte der Bischof vor Politikern, „die kurze, einfache und knappe Antworten auf die komplexe Situation geben wollen und damit unseren gesellschaftlichen Frieden innerhalb unseres Landes in größte Gefahr bringen“. Und gerade als Bischof von Münster, so betonte er, liege es ihm zudem am Herzen darauf hinzuweisen, „sensibel zu werden gegenüber den vielen Problemen, die sich in der Landwirtschaft auftun und dem Umgang mit den Bauern, es hier nicht einfach auf einfache Antworten ankommen zu lassen, sondern differenziert zu urteilen und nicht direkt zur verurteilen und Menschen eines bestimmten Standes aus bestimmten Gründen in die Ecke zu drängen.“
Große Prozession hat lange Tradition
Der Brauch der Großen Prozession reicht zurück bis ins Jahr 1382. Damals starben in Münster mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer Buß- und Bittprozession durch die Altstadt. Aufgrund dieses Ursprungs wird eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanschor des Doms hängt, der Prozession vorausgetragen.