Anzeige
Im Rahmen der Aktion "Liebe gewinnt" gibt es deutschlandweit 110 offiziell gelistete Segnungsgottesdienste. Das teilten die Initiatoren am Montag mit. Aus einer spontanen Reaktion auf das Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Paare und einem "Graswurzel"-Impuls sei unerwartet eine große Bewegung hervorgegangen, heißt es in der Mitteilung. Die Resonanz bei betroffenen Paaren, aber auch aus den Gemeinden sei überwältigend.
Die Initiatoren der Aktion #liebegewinnt hoffen nach eigenen Worten darauf, dass die Segnungen ein sichtbares Zeichen von der segensspendenden Kraft einer Kirche geben, "die sich nicht abwendet von den Menschen, sondern die eine liebevolle Zuwendung sucht zu denen, die in Treue und Liebe ein Zeugnis von der Liebe geben, die Gott den Menschen offenbart hat".
Keine heimlichen Segnungen mehr
Nach den Worten der Verantwortlichen gibt es in der Kirche eine "jahrzehntelange Praxis des heimlichen Segnens", die sie als unwürdig empfinden. Die offizielle Haltung der Kirche in Fragen der sexuellen Orientierung sei in keiner Gesellschaft, die sich den fundamentalen Menschenrechten verpflichtet fühlt, mehr tragbar.
Das gelte auch für die katholische Kirche als einem der größten Arbeitgeber Deutschlands: Gerade in Berufen, in denen das christliche Menschenbild besonders praktiziert werde wie in der Pflege oder der sozialen Arbeit, hätten überdurchschnittlich viele Menschen lange über ihre Sexualität schweigen müssen. "Jeder dieser Menschen ist von Gott gewollt in genau der Art, wie sie sind und leben. Darauf muss die katholische Kirche Antworten finden, Haltungen und Riten."
Papst: Kirche soll sich nicht um sich selbst drehen
Die Verantwortlichen berufen sich auch auf Papst Franziskus, der 2013 die Katholiken ermuntert hatte, Türen zu öffnen und dort zu handeln, "wo der Schrei des Lebens zu hören ist". Der Papst hatte weiter erklärt: "Mir ist eine Kirche lieber, die etwas falsch macht, weil sie überhaupt etwas tut, als eine Kirche, die krank wird, weil sie sich nur um sich selbst dreht."
Die Römische Glaubenskongregation hatte in einem Mitte März veröffentlichten Schreiben erklärt, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen.
Kritik: Gottesdienste nicht instrumentalisieren
Die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte die Segnungsgottesdienste im Vorfeld. Gottesdienste hätten "ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung" und seien nicht als "Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen" geeignet, erklärte der Konferenzvorsitzende, Bischof Georg Bätzing.
Bernd Mönkebüscher, Pfarrer im nordrhein-westfälischen Hamm und einer der Initiatoren von "Liebe gewinnt", sagte dazu: "Wir protestieren nicht gegen etwas, sondern wir stellen uns an die Seite von Menschen, die von Kirche immer noch etwas erwarten."