Deutschlandweit haben 221.390 Menschen die Kirche verlassen

Kirchenaustritte 2020 im Bistum Münster auf zweithöchstem Stand

  • 2020 haben fast 13.000 Frauen und Männer die katholische Kirche verlassen. Das meldet das Bistum Münster.
  • Das sind zwar knapp 4.000 Austritte weniger als 2019. Für 2021 allerdings erwartet auch Bischof Felix Genn Rekordwerte.
  • Deutschlandweit haben 221.390 Menschen die Kirche verlassen.

 

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Ein Rekordwert wird zwar erst für das laufende Jahr erwartet, doch schon die Kirchenaustrittszahlen für 2020 haben den zweithöchsten Wert überhaupt erreicht. 12.698 Menschen haben nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle im vergangenen Jahr die katholische Kirche im Bistum Münster verlassen. 2019 wurde bislang der traurigste Spitzenwert erreicht: 16.654 Austritte wurden damals gezählt.

Damit bleibt die Zahl im dritten Jahr in Folge im fünfstelligen Bereich. Zum Vergleich: 2010, im Jahr der ersten großen Missbrauchsenthüllungen in der katholischen Kirche in Deutschland, traten 8.063 Menschen im Bistum Münster aus.

Bundesweit haben im vergangenen Jahr 221.390 Katholikinnen und Katholiken ihre Kirche verlassen. Deutschlandweit bedeutet das einen Rückgang von 18,8 Prozent im Vergleich zu 2019, als 272.771 Menschen ausgetreten sind. Das teilt die Deutsche Bischofskonferenz mit.

 

Kirchenaustritte in den Regionen 

 

Für 2021 werden nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Vertuschungsvorwürfen bei der Aufklärung von Missbrauch etwa im Erzbis­tum Köln weitaus höhere Kirchenaustrittszahlen als in den Jahren zuvor erwartet.

In den Regionen des Bistums stellen sich die Austrittszahlen für 2020 wie folgt dar (in Klammern 2019): Borken: 1.584 (2.071), Coesfeld: 1.080 (1.568), Kleve: 1.054 (1.348), Münster: 1.717 (2.035), Oldenburg: 1.689 (2.089), Recklinghausen: 1.255 (1.748), Steinfurt: 1.702 (2.257), Warendorf: 1.240 (1.638), Wesel: 1.377 (1.864).

 

Gottesdienstbesuch und Sakramentenspendung

 

Der Gottesdienstbesuch ist – nicht zuletzt wegen der Coronakrise – ebenfalls deutlich zurückgegangen. 2020 waren es den Angaben des Bistums zufolge 89.062 Teilnehmende, das waren 58.205 weniger als im Vorjahr.

Massive Rückgänge gab es auch bei Firmungen (2020: 8.099; 2019: 11.748), Erstkommunionen (2020: 11.428; 2019: 14.094) und kirchlichen Trauungen (2020: 903; 2019: 3.280). Leicht gestiegen ist die Zahl der Bestattungen (2020: 19.487; 2019: 19.354).

 

Genn warnt davor, Zahlen schönzureden

 

Bischof Felix Genn warnt in einer Stellungnahme davor, die leicht zurückgegangenen Austrittszahlen 2020 schönzureden: „Die Amtsgerichte waren zeitweise geschlossen, und viele Menschen hatten sicher andere Sorgen. Dieses Jahr holt uns die Wirklichkeit mit, soweit wir das im Moment wissen, deutlich höheren Austrittszahlen wieder ein.“

Mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie betont Genn: „Als Kirche muss unser neues Normal so aussehen, dass wir einladend, optimistisch, fröhlich Kirche im Dienst an den Menschen sind.“
Insgesamt haben 2020 im Bistum Münster 1,79 Millionen Katholikinnen und Katholiken gelebt, das waren 27.000 weniger als ein Jahr zuvor. Münster gilt damit als das zweitgrößte Bistum in Deutschland – hinter dem Erzbistum Köln.

UPDATE: Zahlen für ganz Deutschland ergänzt (14.07.2021, 12:10 / mn)
KORREKTUR: Irrtümlich haben wir die Austrittszahlen für das Kreisdekanat Kleve von 2020 und 2019 vertauscht. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. (15.07.2021, 9:15 / mn)

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