22.604 Katholiken verließen die Kirche 2021 – Gottesdienstbesuch stark abgestürzt

Kirchenaustritts-Rekord im Bistum Münster – erstmals mehr als 20.000

Anzeige

Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Münster hat einen neuen Höchststand erreicht. 2021 verließen 22.604 Katholiken in dieser Diözese die Kirche, der bisherige Rekord lag im Jahr 2019 bei 16.654. Geradezu abgestürzt ist die Zahl der Teilnehmenden an Sonntagsgottesdiensten - auf nur noch 3,7 Prozent der Katholiken im Bistum.

Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Münster hat einen neuen Höchststand erreicht. 2021 verließen 22.604 Katholiken in dieser Diözese die Kirche, teilte die Bischöfliche Pressestelle am Montag mit. Im bisherigen Rekordjahr 2019 hatten 16.654 Katholiken die Kirche verlassen.

2020 gab es vorübergehend weniger Kirchenaustritte; damals 12.698. Dieser Rückgang kann allerdings auch damit zu tun haben, dass in den Lockdowns zu Beginn der Corona-Pandemie die Kirchenaustrittsstellen bei den Amtsgerichten zeitweise nicht erreichbar waren. 2021 stieg die Zahl der Austritte gegenüber 2020 um 9.916.

Missbrauchsstudie der Uni Münster noch nicht berücksichtigt

Die Austrittszahlen bilden das Geschehen im Bistum Münster 2021 ab; die Auswirkungen der jüngst veröffentlichten Studie der Universität Münster zum sexuellen Missbrauch im Bistum sind noch nicht berücksichtigt.

Geradezu abgestürzt ist die Zahl der Teilnehmenden an Sonntagsgottesdiensten. 2021 waren dies 65.016 Menschen, das sind nur noch 3,7 Prozent der 1.763.393 Katholiken im Bistum Münster. 2020 waren es noch 89.062 Gottesdienst-Teilnehmende gewesen.

Absturz bei den Gottesdienst-Teilnehmenden


Kennzahlen der Statistik 2021 | Grafik: Bistum Münster, pe, Foto: Michael Bönte.

Auch wenn der Rückgang der Messbesucher nicht unerwartet kommt, ist die Heftigkeit bemerkenswert: Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 waren bundesweit wochenlang gar keine Gottesdienste in Präsenz gefeiert worden. Obwohl es solch umfassende Einschränkungen 2021 nicht mehr gab und Gottesdienste – mit Abstand und Mund-Nase-Maske – kontinuierlich gefeiert werden konnten, ging die Teilnehmendenzahl 2021 um 24.046 oder um beinahe 30 Prozent gegenüber dem ersten Pandemie-Jahr zurück.

2019 hatte der Gottesdienstbesuch noch bei 8,1 Prozent der Katholiken gelegen, in absoluten Zahlen bei 147.268 Menschen. Damit hat sich die Zahl der Messbesucher gegenüber der Vor-Corona-Zeit mehr als halbiert.

Die Zählung in den Gottesdiensten ist eine Stichprobe; die Werte werden bundesweit an einem Wochenende in der Fastenzeit im Frühjahr und an einem zweiten im Herbst erhoben. Zahlen von mehreren Sonntagen in direkter Folge gehen nicht in die Statistik ein.

Genn: Gründe sind Missbrauch und Verhalten der Führung

Bischof Felix Genn sagte nach Angaben seiner Pressestelle, vor allem hätten „gravierende Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit sexuellem Missbrauch zu den hohen Kirchenaustrittszahlen beigetragen“. Genn sagte, er bedauere die Austritte, habe aber „auch Verständnis dafür, dass viele Menschen mit der Institution Kirche nichts mehr zu tun haben wollen“.

Genn führte aus, viele engagierte Christinnen und Christen würden die Kirche „nur noch als übermächtige Institution, als erdrückende Struktur“ wahrnehmen und erfahren. Diese „Amtskirche“ müsse sich verändern; und mit ihr die Haltung und das Verhalten von Verantwortungsträgern. Mit Blick auf den Rückgang beim Gottesdienstbesuch sagte Genn, dort wirke die Pandemie noch nach.

Dank des Bischofs an jene, die bleiben

Der Bischof dankte zugleich allen, die „bei der Kirche bleiben“. Verantwortungsträger, „vielleicht auch ich persönlich“, hätten es „vielen engagierten Christinnen und Christen teilweise über Jahre oft schwer gemacht“.

Zuwächse weist die Statistik für die Sakramente im Bistum Münster im Jahr 2021 aus. Es gab 12.993 Taufen (Vorjahr 9.804), 13.929 Erstkommunionkinder (Vorjahr 11.428), 10.334 Firmlinge (Vorjahr 8.099) und 1.609 kirchliche Trauungen (Vorjahr 903). Diese Entwicklungen könnten aber auch damit zu tun haben, dass die Corona-Beschränkungen für Gottesdienste 2021 nicht mehr so stark waren wie 2020.

Anzeige