Wegen dessen religiöser Rechtfertigung des russischen Angriffs auf die Ukraine

Ökumene-Kardinal Koch wirft Patriarch Kyrill Häresie vor

  • Der vatikanische "Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch kritisiert die religiöse Rechtfertigung des Kriegs gegen die Ukraine durch den Moskauer Patriarchen Kyrill.
  • "Den brutalen Angriffskrieg Putins als 'Spezialoperation' zu verharmlosen, ist ein Missbrauch der Sprache", sagte Koch der Zeitung "Tagespost".
  • Als "Häresie", also Irrlehre, wertete er, "dass der Patriarch aus pseudoreligiösen Gründen den brutalen und absurden Krieg in der Ukraine zu legitimieren wagt".

Anzeige

Der vatikanische "Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch kritisiert die religiöse Rechtfertigung des Kriegs gegen die Ukraine durch den Moskauer Patriarchen Kyrill scharf. "Den brutalen Angriffskrieg Putins als 'Spezialoperation' zu verharmlosen, ist ein Missbrauch der Sprache. Ich muss dies als absolut unmögliche Position verurteilen", sagte Koch der Zeitung "Tagespost".

Als "Häresie", also Irrlehre, wertete der Präfekt der Kurienbehörde zur Förderung der Einheit der Christen, "dass der Patriarch aus pseudoreligiösen Gründen den brutalen und absurden Krieg in der Ukraine zu legitimieren wagt". Mit Blick auf die von Kyrill postulierte nationale Einheit von Russen und Ukrainern wegen der "Taufe der Kiewer Rus" im Jahr 988 fügte er hinzu: "Wenn Russen und Ukrainer aus demselben Taufbad hervorgegangen sind, die Russen heute aber die Ukrainer angreifen und Krieg führen, dann wird die Einheit dementiert."

Wie es zur Videokonferenz Kyrills mit dem Papst kam

Im Interview erläuterte der Kardinal, wie es zur Videokonferenz von Papst Franziskus und Kyrill im März kam. Er selbst, so Koch, habe dem damaligen Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, im Februar eine gemeinsame Erklärung von Papst und Patriarch gegen den Krieg in der Ukraine vorgeschlagen. Kurz nach dem Vorschlag habe er die Antwort erhalten, der Patriarch sei zu keinem gemeinsamen Wort mit dem Papst bereit. Erst Wochen später habe Moskau eine Videokonferenz mit dem Papst gewünscht.

Da das russisch-orthodoxe Patriarchat unmittelbar danach eine Erklärung veröffentlichte, der Patriarch sei dankbar, dass der Papst und er eine gemeinsame Sicht des Konflikts in der Ukraine hätten, "musste Rom öffentlich kommunizieren, was der Papst wirklich gesagt hat", betonte Koch.

Skepsis bei neuem Treffen von Kyrill und dem Papst

Zurückhaltend äußerte sich der Kardinal mit Blick auf eine zweite Begegnung von Papst und Patriarch. Fände eine solche statt, während weiterhin kriegerische Handlungen erfolgten und Kyrill an seiner unhaltbaren Rechtfertigung des Krieges festhielte, "wäre sie schwerwiegenden Missverständnissen ausgesetzt", unterstrich der Kurienkardinal. Allerdings dürfe man "die Türen nie schließen".