Essener Weihbischof Schepers: Viele verweisen lediglich auf die Tradition

Queer-Beauftragter der Bischofskonferenz kritisiert Bischöfe

  • Der Beauftragte der Bischofskonferenz für Queer-Pastoral, Weihbischof Ludger Schepers, kritisiert etliche seiner Bischofskollegen und fordert mehr Engagement gegen Diskriminierung.
  • Er bezieht sich auch auf die Ablehnung des Grundlagenpapiers zur Sexualmoral beim Synodalen Weg.
  • Zudem verweist er auf die Tötung des trans Mannes Malte in Münster.

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Der Beauftragte der Bischofskonferenz für Queer-Pastoral kritisiert etliche seiner Bischofskollegen und fordert mehr Engagement gegen Diskriminierung. "Alle Menschen, auch die queeren Menschen der LSBTIQ+-Community, sind Geschöpf und Abbild Gottes", betont der Essener Weihbischof Ludger Schepers in einer Stellungnahme.

LSBTIQ+ steht für Personen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, Transgender, intersexuell oder queer identifizieren. Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell sind sowie für Personen, deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Vorstellungen übereinstimmt.

Kritik an der Ablehnung des Papiers zur Sexualmoral

Schepers bezieht sich mit seiner Kritik vor allem auf jene Bischöfe, die bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs das Grundlagenpapier für eine neue Sexualethik abgelehnt hatten. Weil es eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den Bischöfen verfehlte, scheiterte das Dokument trotz einer Zustimmung von mehr als 80 Prozent aller Delegierten.

Er könne die dadurch hervorgerufene Trauer und Niedergeschlagenheit sowie "Zorn und sicher auch berechtigte Wut" unter vielen Teilnehmern und Beobachtern verstehen, fügt Schepers hinzu. Der Bischof kritisiert insbesondere, etliche seiner Amtsbrüder hätten das Papier abgelehnt, ohne sich mit Gegenargumenten in die Diskussion einzubringen, oder indem sie lediglich auf die Tradition verwiesen hätten: "Wenn Traditionen nicht lebendig sind, sind sie nur tote Buchstaben, die schon viele Verbrechen und viel Leid verursacht haben und es immer noch tun."

Tötung des trans Mannes in Münster "muss uns wachrütteln"

Als Beispiel führt Schepers die Umstände der Tötung des trans Mannes Malte in Münster an. Diese müssten "uns als Kirche doch wachrütteln, wenn unsere ,katholische Morallehre' die Legitimation für Taten seitens eines Staates - davon gibt es einige -, Einzelner oder Gruppen ist, die Ausgrenzung, Angst bis hin zur Tötung zur Folge haben".

Außerdem verwies er auf den serbisch-orthodoxen Bischof Nikanor Bogunovic, der zur in Belgrad geplanten Europride-Parade gesagt hatte, er werde "alle verfluchen, die so etwas organisieren und daran teilnehmen. Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich sie benutzen."

Schepers betont weiter: "In meiner sicher unvollkommenen Nachfolge Jesu will und werde ich, trotz aller Widerstände und Beschimpfungen, meinen Dienst ohne Ausnahme auch in Zukunft für alle Menschen versehen."

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