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Die Bischofsgruft im St.-Paulus-Dom in Münster ist seit dem 13. Juni geschlossen. Der Zugang zum Südturm und zur sich darunter befindlichen Grablege etwa von Bischof Reinhard Lettmann und seinen Vorgängern ist nicht möglich, teilt der Dompropst auf einem Schild mit, das am Gitter vor Kapelle im Südturm hängt. Die Maßnahme war unmittelbar nach der Veröffentlichung der Studie zum Missbrauch im Bistum Münster getroffen worden.
In der Gruft liegen die Gräber von Bischof Michael Keller, Bischof Heinrich Tenhumberg und Bischof Reinhard Lettmann. Allen dreien wird in der Studie zum Teil eklatantes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen. Ob ein Zusammenhang mit diesen Studienergebnissen besteht, ob etwa die Schließung zum Schutz der Gräber oder aus Respekt vor den Betroffenen vorgenommen wurde, war zunächst nicht zu erfahren. Die Domverwaltung wollte sich auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“ nicht dazu äußern, Dompropst Kurt Schulte und sein Stellvertreter Domdechant und Weihbischof Christoph Hegge waren nicht zu erreichen.
Entfernung der Bischöfe als Anregung
Bei einer Gesprächsveranstaltung am Abend der Veröffentlichung der Missbrauchs-Studie hatte ein Teilnehmender angeregt, die drei betreffenden Bischöfe aus der Gruft zu entfernen. „Die Diskussion muss geführt werden“, antwortete der Historiker Klaus Große Kracht, Mitglied der Historiker-Kommission, und sieht das Bistum am Zug. Genauso wie es eine Zumutung sei, wenn Opfer ihrem Täter wiederbegegneten, könne es problematisch sein, wenn sie mit Verantwortungsträgern in einem Raum sind – und sei es die Grablege im Dom.
Das gesamte Missbrauchs-Gutachten der Historiker-Kommission der Universität Münster ist hier zu finden.