Kommunen diskutieren über Keller, Höffner, Tenhumberg und Lettmann

Missbrauch: Werden Bischofsorte im Bistum Münster umbenannt?

  • Nach der Vorstellung des Missbrauchs-Gutachtens für das Bistum Münster sind die Bischöfe Tenhumberg, Keller und Höffner in die Kritik geraten.
  • Die Städte Vreden und Oelde denken über eine Umbenennung von Straßen nach. Der Krippenpreis des Telgter Museums Religio ist bereits umbenannt worden.
  • Eine etwas skurrile Anregung kommt aus Datteln, wo bereits ein Pfarrheim umbenannt wurde.

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Eine Straße im Dorf Lünten im westmünsterländischen Vreden könnte bald einen neuen Namen bekommen: Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Vreden hat die Umbenennung der „Bischof-Tenhumberg-Straße“ gefordert. Hintergrund sind Hinweise auf das Leitungsversagen von Bischof Heinrich Tenhumberg (1915-1979) im Zusammenhang mit sexualisierten Übergriffen durch Priester während seiner Amtszeit.

Über den Antrag wird der Stadtrat nach der Sommerpause im August beraten. „Wir beziehen uns auf die Erkenntnisse aus dem jüngst veröffentlichten Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhard Laubrich im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“.

Enttäuschung über Bischof Tenhumberg

In Tenhumbergs Heimatdorf Lünten sei die Enttäuschung über dessen fehlende beziehungsweise unzureichende Personalverantwortung groß, meint der Lokalpolitiker. Mit anderen Fraktionen habe er noch keine Gespräche geführt. „Ich rechne mit einer sachlichen Diskussion im Rat nach der Sommerpause“, sagt Laubrich.

Er habe registriert, dass auch die kirchliche Bischof-Tenhumberg-Stiftung mit Sitz in Münster, die sich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzt, in Kürze umbenannt wird. „Ein Straßenname ehrt eine Person. Die Auszeichnung möchten wir nun rückgängig machen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Missbrauchsgutachten überführt Tenhumberg

Bereits vor Veröffentlichung der Studie der Universität Münster zum Missbrauch im Bistum Münster gab es Vorwürfe und Erkenntnisse zum Leitungsversagen von Heinrich Tenhumberg, der von 1969 bis 1979 Bischof von Münster war, im Umgang mit Tätern. Bereits ein im Dezember 2020 veröffentlichter Zwischenbericht hatte unter anderem Tenhumbergs große Milde gegenüber straffällig gewordenen Priestern attestiert.

Das fertige Gutachten machte dann deutlich, dass unter Tenhumberg Aufklärungspflichten vernachlässigt, Anzeige- und Informationspflichten nicht erfüllt und Täter in mehreren Fällen nicht wie vorgeschrieben sanktioniert wurden.

Drei Straßen in der Stadt Oelde betroffen

In der Stadt Oelde im Kreis Warendorf stehen gleich drei Straßennamen auf dem Prüfstand. Ebenfalls nach der Sommerpause wird der Oelder Rat über die Umbenennung sprechen. Die Straßen sind nach Bischöfen benannt, denen im Missbrauchsgutachten Fehlverhalten nachgewiesen wird: Michael Keller, Bischof von Münster von 1947 bis 1961, Joseph Höffner, Bischof von Münster von 1962 bis 1969, und Heinrich Tenhumberg.

Telgter Krippenpreis erhält neue Bezeichnung

Aufgrund der Hinweise aus dem Zwischenbericht hatte das Museum Relígio in Telgte bereits vor einigen Monaten entschieden, ihren traditionellen Krippenpreis umzubenennen. Die Auszeichnung wird nicht mehr als „Bischof-Tenhumberg-Preis“ vergeben, sondern wie die ursprüngliche Bezeichnung „Krippenpreis des Bistums Münster“.

Über die Umbenennung sagt die Museums-Leiterin Anja Schöne im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“: „Die Entscheidung fiel Ende letzten Jahres. Es ist gut, dass der Ursprungsname benutzt wird. Mit dem frühen Beschluss haben wir gezeigt, dass wir nicht erst im Nachhinein reagieren wollten.“

Das Museum ist eine GmbH in der Trägerschaft des Kreises Warendorf, des Bistums Münster, der Stadt Telgte, der Stadt Münster und der Handwerkskammer Münster. Das Museum wurde ursprünglich als Heimat- und Wallfahrtsmuseum gegründet.

Was tun mit dem „Goldenen Buch“ in Datteln?

In Datteln im Kreis Recklinghausen, der Heimatstadt von Bischof Reinhard Lettmann, ist ein Vorschlag laut geworden, die Seite im „Goldenen Buch“ der Stadt mit der Eintragung von Bischof Lettmann entfernen zu lassen. 1980 hatte sich Lettmann als damals neuer Bischof von Münster bei einem Heimatbuch in das „Goldene Buch“ eingetragen.

Ob der Eintrag gelöscht werden kann, darüber soll ebenfalls erst nach der Sommerpause beraten werden. Bereits 2019 wurde in Datteln das Pfarrheim der Pfarrei St. Amandus von Reinhard-Lettmann-Haus in Amandus-Forum umbenannt.

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