Von Lockdown und Lockerungen, Hilfsbereitschaft und Kreativität

Corona – eine Chronik im Bistum Münster und in der Weltkirche

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Am 6. September zeigen die Katholiken in Deutschland mit einem Aktionstag ihre Solidarität mit den weltweit vom Corona-Virus Betroffenen. Sie informieren sich über die Auswirkungen der Pandemie, beten für die Leidtragenden und spenden für Corona-Hilfsprojekte katholischer Organisationen in aller Welt. Seit Januar hält das Virus die Welt in Atem. Eine Chronik.

27. Januar: Bei einem Automobilzulieferer nahe München werden die ersten Infektionen in Deutschland bestätigt. Zu dieser Zeit befindet sich die chinesische Stadt Wuhan, wo Corona erstmals auftrat, bereits im „Lockdown“. Dennoch verbreitet sich das Virus schließlich weltweit.

15. Februar: Nach einer Karnevalssitzung in Gangelt im Kreis Heinsberg bei Aachen kommt es zum ersten großen Corona-Ausbruch in Deutschland. Bestätigt werden die Infektionen am Karnevalsdienstag, 25. Februar. Der Karneval lief noch ohne jedwede Corona-Einschränkungen.

März: Die Infektionszahlen steigen bundesweit, immer mehr Veranstaltungen werden abgesagt, auch im Bistum Münster. Am 9. März informiert die Kreisverwaltung Heinsberg über den ersten Corona-Toten in Deutschland, einen vorerkrankten 78-Jährigen.

7. März: Papst Franziskus hält Audienzen und Gottesdienste nur noch ohne Teilnehmer. Kurz darauf beginnen tägliche Internet-Übertragungen der Gottesdienste aus dem Vatikan.

13. März: Die Behörden in Nordrhein-Westfalen untersagen Besuche in Alten- und Pflegeheimen, weil deren Bewohner zur Corona-Risikogruppe zählen. In den folgenden Tagen wird das öffentliche Leben bundesweit nach und nach stillgelegt, um Infektionen einzudämmen: Schulen, Kitas, Kinos, Theater und Gaststätten werden geschlossen, ebenso etliche Einzelhandelsgeschäfte.

14. März: Das Bistum Münster sagt sämtliche öffentlich zugänglichen Gottesdienste ab, am 17. März auch für die Kar- und Ostertage. Die Behörden in NRW begrüßen die Entscheidung. Sie legen Wert darauf, es habe während des „Lockdowns“ kein Gottesdienstverbot gegeben. Die katholischen Kirchen bleiben zum persönlichen Gebet geöffnet. Es kommt zu einem Boom von Gottesdienst-Übertragungen im Internet.

19. März: Das Bistum holt alle Freiwilligendienstleistenden aus dem Ausland zurück.

22. März: Beginn des Kontaktverbots: Öffentlich dürfen sich nicht mehr als zwei Personen treffen, die nicht zum selben Haushalt gehören, Ausnahmen gibt es am Arbeitsplatz. Münsters Bistumsverwaltung arbeitet weit überwiegend von zu Hause aus. Auch die Wochenzeitung „Kirche+Leben“ und „Kirche-und-Leben.de“ entstehen zwischen Mitte März und Mitte Juni im „Home-Office“. Parallel rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft und Kreativität durch das Bistum Münster. Messdienergruppen und Jugendverbände bieten Einkaufsdienste an, Pfarreien und Verbände arbeiten an coronagerechten Seelsorge-Angeboten.

27. März: Papst Franziskus spendet auf dem menschenleeren Petersplatz einen außerordentlichen Segen „Urbi et orbi“.

6. April: Das Bistum Münster gibt 100.000 Euro zur Bekämpfung des Corona-Virus in Brasilien, einem der weltweit am schwersten getroffenen Länder.

12. April: Die Christen in Deutschland feiern Ostern ohne die Teilnahme an Gottesdiensten in den Kirchen, aber mit bundesweit gleichzeitigem Festgeläut.

20. April: Kleinere Geschäfte in NRW dürfen wieder öffnen.

27. April: Beginn der Pflicht zum Tragen von Mund-Nase-Masken in Geschäften, Bussen und Bahnen.

1. Mai: Im NRW-Teil des Bistums werden wieder Gottesdienste gefeiert – nachdem sich Kirchen und Behörden auf Bedingungen geeinigt hatten. Da Abstandsregeln die Platz-Kapazitäten der Kirchen verringern, werden in den Sommerwochen hunderte Gottesdienste draußen gefeiert.

1. Mai: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, eröffnet die Wallfahrtszeit in Kevelaer – kurzfristig doch mit 150 Gottesdienstteilnehmern. Während der Pilgersaison im Bistum fallen die großen Gruppenwallfahrten überwiegend aus. Die vom Bistum organisierten Seniorenwallfahrten an mehreren Orten werden alle abgesagt.

7. Mai: Beginn der Gottesdienste unter Bedingungen auch im niedersächsischen Bistumsteil.

8. Mai: Eine konservative Gruppe um Erzbischof Carlo Maria Viganó und Kardinal Gerhard Ludwig Müller legt ein Papier mit Verschwörungsmythen vor. Es liefert so gut wie keine Belege für seine Thesen und blendet wissenschaftliche Erkenntnisse zum Corona-Virus aus. Das Papier erntet breite Kritik. In einem ungewöhnlichen Akt distanziert sich auch die Deutsche Bischofskonferenz.

9. Mai: Nach einem Corona-Ausbruch in einem Coesfelder Schlachthof demonstriert Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich vor dem Werkstor für menschenwürdige Arbeitsbedingungen der betroffenen Arbeiter. Mehrere Corona-Ausbrüche in Schlachtbetrieben folgen. Schließlich bringt die Politik Gesetzverschärfungen für die Fleischindustrie und im Arbeitsrecht auf den Weg.

10. Mai: Am Muttertag endet in NRW das Besuchsverbot für Alten- und Pflegeheime.

14. Mai: Die Benediktinerabtei Gerleve nimmt Coesfelder Schlachtarbeiter auf, die wegen ihrer Corona-Infektion in Quarantäne bleiben müssen.

18. Mai: Der Finanzchef des Bistums Münster, Ulrich Hörsting, erklärt im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“, den Bistumshaushalt 2020 trotz der coronabedingten Wirtschaftskrise wie geplant umzusetzen. Vor dem Diözesanrat kündigt er am 19. Juni an, der für die nächsten Jahre vorgesehene Sparkurs müsse umfassender ausfallen.

30. Mai: Die Erfassung von Daten der Besucher von Gottesdiensten und Pfarrheimen in NRW wird Pflicht. Die Daten sollen nach möglichen Corona-Infektionen helfen, Kontakte nachzuverfolgen.

Juni bis August: Viele Pfarreien und Verbände gestalten Alternativen zu den wegen Corona ausgefallenen Ferienlagern.

23. Juni: Nach einem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück muss auch der benachbarte Kreis Warendorf für eine Woche zurück in den Lockdown. Gottesdienste sind ausgenommen.

30. August: Das Bistum Münster und das Diözesankomitee der Katholiken vergeben bei ihrem Ehrenamtspreis einen Sonderpreis für die vielfältigen Initiativen in der Corona-Pandemie.

6. September: „Sonntag der Solidarität“ der deutschen Katholiken mit den Corona-Opfern.

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